Wir waren Ende August im Sommerurlaub in Mecklenburg und haben als Urlaubssouvenir mitgebracht – selbstgemachten Holunderbeerensirup und Holunderbeerensaft. Ganze 16 Flaschen. Irgendwie haben uns der alte Dampfentsafter und die vollen Sträucher so angelacht. Wir wussten aber vorher nicht, wie lange es dauert, unsere vom Strauch gezupften Dolden (immerhin 1 Wäschekorb voll) durch den Dampfentsafter zu schicken und daraus dann den Holunderbeerensirup zu ziehen. Spoiler: gut 1 Tag waren wir mit allem beschäftigt. Er ist super lecker geworden und es geht wirklich ganz einfach. Lies selbst.
Die Holunderbeere: Klein, aber oho!
Nährstoffprofil: Eine wahre Schatzkammer der Natur
Holunderbeeren sind wahre Nährstoffbomben. Hier ein detaillierter Blick auf ihren beeindruckenden Nährstoffgehalt:
- Vitamin C: Mit bis zu 36 mg pro 100 g übertreffen Holunderbeeren sogar Zitronen. Vitamin C stärkt das Immunsystem und fördert die Eisenaufnahme.
- Vitamin A: In Form von Beta-Carotin unterstützt es die Sehkraft und die Hautgesundheit.
- B-Vitamine: Insbesondere B6 und Folsäure sind wichtig für den Stoffwechsel und die Blutbildung.
- Mineralstoffe: Reich an Kalium, Calcium und Eisen, die für Herz, Knochen und Blutbildung essenziell sind.
- Antioxidantien: Besonders die Anthocyane, die für die dunkle Farbe verantwortlich sind, schützen unsere Zellen vor freien Radikalen.
Gesundheitliche Wirkungen: Mehr als nur ein Hausmittel
Die gesundheitlichen Vorteile von Holunderbeeren sind beeindruckend:
- Stärkung des Immunsystems: Die Kombination aus Vitamin C und Antioxidantien macht Holunder zu einem natürlichen Immunbooster.
- Linderung von Erkältungssymptomen: Studien zeigen, dass Holunderextrakte die Dauer von Erkältungen verkürzen können.
- Entzündungshemmende Wirkung: Die Anthocyane haben nachweislich entzündungshemmende Eigenschaften.
- Unterstützung der Herzgesundheit: Die Flavonoide können helfen, den Blutdruck zu regulieren.
Von der Beere zum Saft oder Sirup:
Nun kommen wir zum Herzstück unseres Abenteuers: der Herstellung des Holunderbeerensafts oder eben Holunderbeerensirup je nachdem ob du ihn lieber mit oder ohne Zucker machen willst.
Zutaten:
Für den Saft:
- 1,5 kg reife Holunderbeeren
- 3 l Wasser
- Saft von 1 Bio-Zitrone
Für den Sirup:
- 750 g Zucker (alternativ: 500 g Zucker und 250 g Honig für eine komplexere Süße)
- Optional für Holunderbeerenglühwein: 1 Zimtstange, 3 gemahlene Nelken, 1 Sternanis
Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Ernte und Vorbereitung:
- Ernte die Beeren an einem trockenen Tag, idealerweise am späten Vormittag.
- Verwende nur vollreife, dunkelviolette bis schwarze Beeren.
- Wasche die Dolden vorsichtig und entfernt die Beeren mit einer Gabel von den Stielen. (Hab gehört, dass Omas früher mit Stiel entsaftet haben, aber das haben wir nicht ausprobiert)
- Der Entsaftungsprozess:
- Wenn du einen Dampfentsafter hast: a) Fülle die Beeren in den oberen Siebeinsatz. b) Gib etwa 3 l Liter Wasser in den unteren Topf. c) Lass den Saft 45 Minuten lang sanft ausdampfen.
- Ohne Dampfentsafter: a) Gib die Beeren mit 300 ml Wasser in einen großen Topf. b) Koche sie bei mittlerer Hitze etwa 20 Minuten bis die Beeren aufplatzen c) Gießt die Masse durch ein mit einem Mulltuch ausgelegtes Sieb und lasst den Saft abtropfen.
- Wenn das alles geklappt hat mit der Entsaftung, dann bringe den Saft erneut in einem Topf zum Kochen. Gib den Zitronensaft hinzu.
- Saft abfüllen:
- Während der Saft nochmal aufkocht, kannst du deine Flaschen vorbereiten. Um sie zu sterilisieren, spüle sie wirklich gründlich mit kochendem Wasser aus. Überbrühe auch den Flaschenverschluss mit heißem Wasser.
- Jetzt keine Zeit verlieren und wirklich zügig den Saft in die Flaschen abfüllen und sofort verschließen.
- Aus Saft wird Sirup:
- Wenn du nach dem Entsaftungsprozess lieber Sirup machen willst, dann koche den Saft mit 750 g Zucker und Zitronensaft erneut auf, bis der Zucker aufgelöst ist.
- Fülle den heißen Sirup sofort in sterilisierte Flaschen. Verschließe die Flaschen umgehend
Haltbarkeit und Lagerung von selbstgemachten Holunderbeerensaft und -sirup
Die Haltbarkeit deines flüssigen Schatzes hängt von mehreren Faktoren ab:
- Zuckergehalt: Je höher, desto länger haltbar. Ein Sirup mit 2:1 Zucker-Saft-Verhältnis kann theoretisch bis zu 2 Jahre halten.
- Hygiene: Sterilisierte Flaschen und sauberes Arbeiten sind unerlässlich.
- Lagerung: Kühl und dunkel aufbewahren. Nach dem Öffnen im Kühlschrank lagern und zügig aufbrauchen.
Haltbarkeitsübersicht:
- Sirup (ungeöffnet): 12-24 Monate
- Sirup (geöffnet): 3-5 Monate im Kühlschrank
- Saft (ungeöffnet): 6-12 Monate
- Saft (geöffnet): 1-4 Wochen im Kühlschrank
Kreative Verwendungsideen: Holunderbeerensirup mehr als nur ein Getränk
Dein Holunderbeerensaft und -sirup ist ein vielseitiges Elixier. Hier einige Inspirationen:
- Getränke:
- Klassische Holunderlimonade: Sirup mit Sprudelwasser und frischer Minze
- Holunder-Hugo: Sirup, Prosecco, Minze und Limette
- Heißer Holunder-Glühwein für kalte Wintertage: natürlich alkoholfrei, rühre dafür einfach gemahlene Nelken, Zimt und Kardamom in den Saft ein und süße mit Honig , wenn du möchtest.
- Kulinarische Anwendungen:
- Als Topping für Joghurt oder Müsli
- In Salatdressings für eine fruchtige Note
- Als Glasur für Desserts
- Heilanwendungen:
- Bei ersten Erkältungsanzeichen: Ein heißes Getränk aus Holundersirup, Zitrone und einem Schuss Ingwersaft
- Als natürlicher Farbstoff und Geschmacksgeber in selbstgemachten Hustenbonbons
Möge dich dein Holunderbeerensirup und/oder Holunderbeersaft durch die Wintermonate begleiten, dich wärmen, wenn es draußen kalt ist, und dich an die Sonnentage erinnern, an denen du die Beeren gepflückt hast.
Ich wünsche dir viel Freude beim Experimentieren, Genießen und Teilen deines flüssigen Sommerschatzes. Lass es dir schmecken und bleib gesund!